123. Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften in Kassel
20,02 Sekunden über 200 Meter: ASV-Sprinter Joshua Hartmann krönt die Titelkämpfe
9. Juli 2023
Der ASV, dessen Präsident ich seit einigen Jahren sein darf, hat wieder einen vielversprechenden Sprinter in seinen Reihen: Joshua Hartmann pulverisierte den seit zwei Jahrzehnten bestehenden deutschen Rekord (20,2 Sekunden) auf 20,02 Sekunden – eine großartige Leistung. Hätte Joshua nicht schon vor dem Ziel mit dem Jubeln begonnen, hätte wohl die 20-Sekunden-Marke dran glauben müssen. Aber die nächste Chance kommt schon bei den Weltmeisterschaften im August.
Mit einem Sprint in eine neue Dimension hat Joshua Hartmann dem ASV Köln den 200-Meter-Titel bei den 123. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Kassel gesichert: In 20,02 Sekunden holte sich der 24-Jährige nicht nur überlegen die Goldmedaille, sondern verbesserte zudem den 18 Jahre alten deutschen Rekord. Damit krönte der ASV-Sprinter die nationalen Titelkämpfe.
Und es wäre sogar noch mehr drin gewesen: Auf den letzten Metern bejubelte der Kölner seinen ersten Deutschen Meistertitel bei den Erwachsenen und reckte den linken Arm in die Höhe. Hätte er voll durchgezogen, wäre wohl schon in Kassel das erste 200-Meter-Rennen eines Deutschen in weniger als 20 Sekunden perfekt gewesen. „Im Nachhinein hätte ich mir das natürlich sparen können“, sagte Joshua Hartmann, „dann hätte ich die 20-Sekunden-Schallmauer wohl geknackt. Aber wenn man endlich das erste Mal Deutscher Meister wird, darf man ruhig auch mal ein bisschen zu früh jubeln.“
So dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Joshua Hartmann auch die 20-Sekunden-Barriere durchbricht. Mit 0,6 m/sec wehte in Kassel kein besonders starker Rückenwind. „Ich habe mir den Rekord in diesem Jahr vorgenommen und ich möchte auch noch unter 20 Sekunden bleiben“, erklärte der Deutsche Meister am Stadionmikrofon.
Der bisherige deutsche Rekord war auch bei Deutschen Meisterschaften aufgestellt worden. Tobias Unger war im DM-Finale 2005 in Wattenscheid 20,20 Sekunden gelaufen. Der 43-Jährige war auch der bisher letzte DLV-Sprinter in einem Einzelfinale bei WM- und Olympia. 2004 in Athen (Griechenland) und 2005 in Helsinki (Finnland) hatte er jeweils Rang sieben über 200 Meter belegt.
Joshua Hartmann kann fest mit der WM in Budapest planen
In ähnliche Bereiche kann jetzt auch Joshua Hartmann vorstoßen. Immerhin ist er mit seinen 20,02 Sekunden von Kassel in die Top 20 weltweit vorgestoßen. Wobei zu beachten ist, dass allein sechs US-Amerikaner vor ihm rangieren. Bei den Weltmeisterschaften in Budapest (19. bis 27. August) dürfen aber nur drei Athleten pro Nation starten. Joshua Hartmann kann jedenfalls dank seiner Steigerung jetzt endgültig mit seinem ersten WM-Einzelstart planen. Mit seinem Rekord knackte er auch deutlich die Direkt-Norm (20,16 sec) für die WM in Budapest (Ungarn; 19. bis 27. August) und die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Paris. Seine bisherige Bestzeit (20,33 sec) stammte aus dem Münchner EM-Halbfinale im vergangenen Jahr. Jetzt freut er sich aber erstmal auf das nächste wettkampffreie Wochenende: „Es waren zuletzt anstrengende Wochen. Jetzt gilt es, diese Leistung zu stabilisieren.“
Nicht ganz nach Wunsch liefen dagegen die Deutschen Meisterschaften für die ASV-Mittelstrecklerinnen aus der Trainingsgruppe von Moritz Elze. Vera Coutellier verpasste im 1.500-Meter-Finale mit 4:15,23 Minuten als Fünfte die erhoffte Medaille, nachdem sie 1100 Meter lang an der Spitze gelaufen war und für Tempo gesorgt hatte. Eingangs der letzten Runden musste sie wie erwartet die spätere Deutsche Meisterin Katharina Trost (LG Stadtwerke München) und Hallen-Europameisterin Hanna Kleine (LAV Stadtwerke Tübingen) ziehen lassen. Später wurde sie dann auch noch von der Frankfurterin Nele Weßel und von Verena Meisl vom TV Wattenscheid überspurtet. Ihre Trainingspartnerin Sarah Schmitz schied im 1.500-Meter-Vorlauf mit 4:32,44 Minuten genauso aus wie 800-Meter-Läuferin Inken Terjung mit 2:09,03 Minuten.
Foto: DLV_Theo-Kiefner